Trauma und Onkologie

Die psychischen Belastungen und Begleiterkrankungen, die durch Krebsleiden entstehen, sind  in der Regel tiefgehend und werden häufig als traumatisches Geschehen erlebt.

Der Begriff "Krebs" bezeichnet eine Vielfalt unterschiedlicher Erkrankungen, die durch bösartige Tumore, also Gewebewucherungen und -zerstörung entstanden sind.

In der psychoanalytisch oder tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird das Verstehen des individuellen und subjektiven Leidens in den Mittelpunkt des therapeutischen Prozesses gestellt. In der tiefenpsychologisch orientierten Psychoonkologie wird neben der Beratung das stützende Halten des erkrankten Selbst in den Mittelpunkt gestellt und der Umgang mit tödlicher Bedrohung als menschliche Universalie geteilt. Der/die Therapeut/in verhält sich dabei weniger zurückhaltend/abstinent und greift kulturelle wie biographische Ressourcen auf, die es erlauben, das Krankheitsgeschehen zu integrieren bzw. anzunehmen.

Verhaltenstherapeutisch ausgelegte Psychoonkologie fördert mehr den aktiven Umgang mit der Krankheit, etwa durch progressive Muskelentspannung in Kombination mit imaginativen Verfahren, systematische Desensibilisierung bei begleitenden Ängsten in Verbindung mit Biofeedback sowie Ablenkungstechniken, häufig auch hypnotherapeutisch ausgelegt.

Mit dem Erleben und Erleiden von krebsartigen Erkrankungen stellt der/die Betroffene häufig sich und die Welt in Frage. Diese Frage wird in der traumatherapeutisch aufgegriffen, wobei die Erfahrungen und Expertisen aus der Psychoonkolgie zu berücksichtigen sind. In der traumatherapeutischen Weiterbildung werden lediglich kurz Rahmen und Inhalte der Psychoonkologie vorgestellt.

Psychoonkologie

Die Psychoonkologie, auch psychosoziale Onkologie genannt, wird heute im Schnittfeld der ambulanten und stationären Onkologie, Palliativmedizin und Psychotherapie praktiziert. 

  • Medizinische und psychologische Grundlagen: Grundwissen über Genese und Biologie von Tumoren und Behandlungsmöglichkeiten von Tumorerkrankungen und systemischen Tumorerkrankungen einschließlich Überblick über psychoonkologische Forschungsergebnisse und über Komplementärmedizin zur onkologischen Behandlungen
  • Onkologische und psychoonkologische Versorgungen einschließlich Theorie und Praxis der Nachsorge und Rehabilitation, Palliativversorgung und Hospiz, sozialrechtlicher Aspekte, kooperativer Vernetzungen und Selbsthilfe
  • Formen psychischer Belastung und Komorbidität
  • Modelle der Krankheitsverarbeitung: Belastungen und Ressourcen, Krankheitsverläufe und Salutogenese inkl. protektiver Faktoren
  • Grundlagen der psychoonkologischen Beratung und Therapie einschl. Überbringung schlechter Nachrichten und Unterstützung bei anstehenden Entscheidungen
  • Formen von Trauer, Abschied, Sinnfindung und Spiritualität
  • Therapeutisches Vorgehen: Krisenintervention, humanistische und supportive Verfahren einschl. Techniken zur Entspannung und Imagination, körperorientierte Interventionen, tiefenpsychologisch fundierte und verhaltenstherapeutisch ausgelegte Konzepte, paar- und familientherapeutische Vorgehensweisen
  • Fallbesprechung, interprofessionelle Supervision, Burnout Prophylaxe der Therapeut/innen
  • Qualitätssicherung und Dokumentation