die psychoanalytische Haltung
Unbewusste Konflikte prägen und belasten oft den Alltag und das Beziehungserleben zutiefst. Die inneren Konflikte sind oft früh entstanden, überdauern die Zeit und sind meist mit starken Ängsten verbunden, so dass starke Widerstände gegen deren Bewusstwerden bestehen. In der Analyse geht es darum, sich der Konflikte gewahr zu werden und dem Unbewussten emphatisch zuzuhören: also den Konflikten Raum zu geben. Dabei kommt es darauf an, die dabei entstehenden Ängste zu halten (holding) und zugleich zu verstehen (containing). Es geht dabei um ein erfahrungsgesättigtes und körpernahes Verstehen, welches verändert und tief einsitzende Konflikte löst. – Die psychoanalytische Haltung (holding und containing) hat primär im analytischen oder tiefenpsychologisch fundierten Therapieverfahren seinen Ort (approbiert oder Heilpraktiker für Psychotherapie), ist aber zugleich auch sehr gewinnbringend innerhalb von Coaching-/Beratungsprozessen oder in helfenden Berufen.
Therapeutischer Prozess - Klärung und Deutung aktueller Beziehungen
Merkmal des hundertjährigen Bestehens der Psychoanalyse als Erkenntniswissenschaft und Heilmethode ist ihre theoretische und praktische Produktivität. Theoretische und klinische psychoanalytische Debatten eröffnen bis heute neue Behandlungsfelder und Möglichkeiten, die menschliche Existenz und Psyche zu verstehen. Im Unterschied zu den frühen Konflikttheorien, der Ich- sowie der Selbstpsychologie, stehen heute mehr die (englischen) Objektbeziehungstheorien und die (französischen) sprachpsychologischen Konzepte im Vordergrund. Damit geht einher, dass im therapeutischen Prozess weniger die eigene Lebensgeschichte rekonstruiert wird, sondern vielmehr die aktuellen Beziehungen im hier und jetzt geklärt und gedeutet werden - vor dem Hintergrund tief einsitzender früherer Beziehungserfahrungen.
Psychoanalyse - erfahrungsgesättigtes Verstehen statt Wiederholung
Zentral für die Klärung und Deutung der Beziehung und des Beziehungserlebens ist die psychoanalytische Haltung: der Analytiker oder die Analytikerin versucht das Gegenüber empathisch aus dessen Perspektive heraus zu verstehen und reflektiert dabei zugleich den eigenen biographischen Hintergrund, um etwa Irritationen, unbewusste Erwartungen, verschwiegenen Enttäuschungen usw. aufzudecken. Dabei geht der Analytiker oder die Analytikerin bewusst abstinent vor, sieht also von der Befriedigung von (Trieb-)Wünschen ab - den eigenen und denen des Gegenübers. Eine solche Befriedigung würde das Erkennen der verdrängten, unbewussten (Trieb-)Wünsche verhindern oder erschweren.Der Grundsatz der psychoanalytischen Haltung lautet: alles was nicht verstanden wird, muss ausagiert werden. Das Verstehen gewinnt also eine besondere Dimenision - es geht dabei allerdings nicht um Kognition, sondern erfahrungsgesättigtes Verstehen bzw. um grundlegende Einsicht in das eigene So- und Mitsein.